Brasilien – in unseren Supermärkten, auf unseren Tellern

Brasilien ist das artenreichste Land der Erde mit einem Regenwald so groß wie Westeuropa. Doch dieses einzigartige Ökosystem, seine überwältigende Artenvielfalt und sein Reichtum verschwinden zunehmend – im vergangenen Jahrzehnt wurden dort im Minutentakt drei Fußballfelder Regenwaldfläche zerstört. So wurden in den vergangenen Jahren rund zwanzig Prozent der Regenwaldfläche für immer vernichtet.

Wir essen den Regenwald förmlich auf

Der größte Teil des Regenwaldes weicht für Viehweiden und Sojaanbau. Die Soja, die angebaut und die Rinder, die gezüchtet werden, sind nicht für die Bevölkerung vor Ort, sondern werden in die ganze Welt exportiert – vor allem nach Europa, China und in die USA. Dort landen sie als Futtermittel in Tiermägen und später in Form von Fleisch, Milch, Käse und Eiern in unseren Supermarktregalen.

 

Brasiliens Reichtum an Rohstoffen

Jahrhunderte nutzte die indigene Bevölkerung den Regenwald nachhaltig, lebte im Einklang mit der Umwelt – für und in der Natur. Doch mit der Kolonialisierung kam auch die Urbarmachung und die Forst- sowie Landwirtschaft. Seither findet ein radikaler Ressourcenabbau statt. Heute finden wir daher im größten Land Südamerikas nicht mehr nur Flussdelfine, außergewöhnliche Orchideen und seltene Kolibris, sondern zunehmend auch wüstenartige Landstriche, ausgetrocknete Böden, abgeholzten Regenwald und Monokulturen soweit das Auge reicht. Große Agrarunternehmen haben die Kleinbauern längst verdrängt. Der Zyklus, in dem der Regenwald vernichtet wird, lautet: Holz, Vieh, Soja.

Der Bundesstaat Mato Grosso do Sul

Im Landesinneren von Brasilien an der Grenze zu Bolivien und Paraguay liegt der Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Er entspricht ungefähr der Größe Deutschlands und ist im größten Urwaldgebiet der Erde – nur, dass dort heute kaum noch Bäume stehen. Riesige Landstriche sind Motorsägen und Bulldozern zum Opfer gefallen. Sie wichen scheinbar endlosen Sojafeldern. Manche von ihnen wurden bereits so oft bestellt, dass sie heute ausgelaugt, unfruchtbar und vergiftet als blanker unfruchtbarer Boden zurückbleiben. Dieses Gebiet war der Lebensraum für die Ureinwohner von Mato Grosso do Sul: die Guarani-Kaiowá.

Obwohl viele dieser Landstriche den Guarani-Kaiowá rechtmäßig zustehen, werden sie zunehmend aus ihrer Heimat, von ihrem Land vertrieben – müssen der Agrarindustrie weichen, leben in Reservaten oder unter Plastikplanen am Straßenrand. Ihre Existenz und die von rund weiteren 320 indigenen Bevölkerungsgruppen in Brasilien ist bedroht.

 

Brasilien ist mehr als ein Urlaubsparadies und eine Fußballnation, es ist überall – in unseren Supermärkten und auf unseren Tellern. Auf diese Weise tragen auch wir Verantwortung für die Umweltzerstörung, die Ausrottung seltener Tier- und Pflanzenarten, die Verdrängung der Kleinbauern und die Vertreibung der Ureinwohner von ihrem eigenen Land.