Sojaanbau
Soja, soweit das Auge reicht
Wenn Regenwald verschwindet, folgt die Zerstörung einem immer gleichen Muster: Erst werden die wertvollen Bäume geholt, dann kommen die Menschen aus der Viehzucht und verbrennen das restliche Holz. Anschließend pflanzen die Agrarunternehmen Sojabohnen, Mais oder Zuckerrohr. Die klimatischen Bedingungen sind perfekt. Es ist immer Saison – ist die Ernte in einem Gebiet reif, gehen im nächsten schon die ersten Pflanzen auf. Und bei steigender Nachfrage auf dem Weltmarkt ist der Export ein Milliardengeschäft.Es entstehen Agrarflächen, so groß und weit, dass das menschliche Auge weder Anfang noch Ende sieht. Und wenn die Fruchtbarkeit des ehemaligen Urwaldbodens versiegt, kommen die Rinder zurück, um erneut auf der dürren Grasnarbe zu weiden.
Im Mittelpunkt dieses Kreislaufs steht die Soja. Im Laufe der letzten Jahre ist sie zu einer der weltweit wichtigsten Nutzpflanzen geworden. Nahezu 90 Prozent der Ernte landen als Futtermittel in Mastbetrieben. Die globale Nachfrage nach Fleisch steigt stetig und das pflanzliche Eiweiß, die wichtigen Aminosäuren und weitere Mineralstoffe in der Bohne lassen die Tiere schnell wachsen. Soja ermöglicht den Tierfabriken in minimaler Zeit die maximale Menge an Fleisch, Eiern oder Milch zu produzieren.
Die Soja-Farm der Welt
Brasilien ist mit den USA der weltweit wichtigste Soja-Exporteur. Schon jetzt belegt der Sojaanbau dort Flächen so groß wie Deutschland und Österreich zusammen. An der Soja entscheidet sich das Schicksal ganzer Landstriche. Das Leben der ehemaligen Regenwaldbewohner:innen, der schnell schwindende Regenwald und die versiegende Fruchtbarkeit sind aufs Engste mit der Soja verbunden.
Das Gen-Soja-System
Drei Viertel der angebauten Soja ist Gen-Soja. Das Saatgut wird im Labor so verändert, dass ihm Glyphosat wie beispielsweise in Roundup und in anderen Unkrautvernichtungsmitteln nichts anhaben können. Große Mengen hochgiftiger Chemikalien werden schließlich auf den Feldern ausgebracht und sorgen dafür, dass Beikräuter gar nicht erst wachsen. Doch das Gen-Soja-System funktioniert nur für kurze Zeit. Das Unkraut wird von Jahr zu Jahr resistenter gegen die Spritzmittel und ihre Menge muss radikal erhöht werden.Der Einsatz von Gentechnik ist umstritten. Doch alleine die Nebeneffekte der Unkrautvernichtungsmittel auf Mensch und Umwelt sind gewaltig. In Gebieten, in welchen Gen-Soja angebaut wird, nimmt die Artenvielfalt ab. Bei Kindern treten verstärkt Missbildungen auf. Die Krebs- und Fehlgeburtenrate ist stark erhöht. Die Böden und Gewässer werden nachhaltig vergiftet. Anstatt das Risiko der Chemiekeulen zuzugeben, vertuschen und verharmlosen es die Menschen, die das Gift spritzen, wo es geht.
Wenn die Soja kommt, muss alles andere weichen
Das Überleben der Guarani-Kaiowá ist vom Ökosystem Regenwald abhängig. Nachdem die Soja Einzug gehalten hat, sind alle Grundlagen ihres Lebens zerstört: Kein Wald weit und breit, mit ihm alle Tiere und nährstoffreiche Pflanzen verschwunden, die Böden verseucht, Flüsse und Quellen versickert oder vergiftet.Doch nicht nur die Ureinwohner:innen leiden unter der Ausbeutung zu Gunsten der weltweiten Fleischgier. Auch die kleinbäuerliche Landwirtschaft wird von der Mechanisierung und den Monokulturen der Soja-Barone verdrängt. Ihr Anbau kann nicht mehr mithalten, sie wurden zu tausenden in Hunger und Armut getrieben. Das Geld für den Anbau in großem Maßstab haben fast nur ausländische Investorinnen und Investoren.Und auch die brasilianische Bevölkerung hat nichts vom Milliardengeschäft Sojaanbau. Während viele von ihnen Hunger leiden, wird die Ernte und der Profit ins Ausland verschifft.
Mit Soja die Welt ernähren?
Bei der Herstellung von Fleisch geht viel Energie verloren. Denn um ein Kilogramm Fleisch zu produzieren, braucht man bis zu 12 Kilogramm Sojabohnen.
Verarbeitet man Soja auf direktem Wege zu Nahrung, beispielsweise zu Tofu, Sojaschnetzel oder Sojamilch, wird Wasser zugegeben, das die Menge sogar steigert. Das Ergebnis sind je nach Produkt ca. zwölf bis 20 Kilogramm. Davon würden weitaus mehr Menschen satt. Über pflanzliche Nahrungsmittel könnten unsere globalen Ernährungsprobleme gelöst werden.
Exkurs
Was Coreoperation mit Soja zu tun hat
Es ist wichtig, dass immer mehr Menschen verstehen, wie Soja unsere Ernährungsgewohnheiten beeinflusst und wie die weltweit agierenden „Global Player“ die natürlichen Ressourcen Brasiliens geradezu verschlingen oder auslöschen. Ein komplexes zerstörerisches Wechselspiel, das Menschen, Tiere, Pflanzen und Erde in den Mahlstrom globaler Zerstörung treibt.Wir arbeiten eng mit dem Filmemacher Marco Keller zusammen, der sich von der ersten Stunde an aktiv gemeinsam mit Coreoperation e.V. in Brasilien engagiert. Er dreht in enger Verbundenheit mit den Guarani-Kaiowá Filme, die zeigen, was diese Form der industriellen Futtermittelherstellung wirklich bedeutet. Gemeinsam veröffentlichen wir die Filme. Für KAHLSCHLAG – Der Kampf um Brasiliens letzte Wälder, die Fernsehreportage „Gutes Soja, Schlechtes Soja“ sowie für AGROKALYPSE - der Tag, an dem das Gensoja kam reisen wir immer wieder gemeinsam mit Marco Keller nach Mato Grosso do Sul.
Aus Gen-Soja wird Fleisch
Viele Produkte, die wir in unseren Supermärkten kaufen können, hängen mit dem Sojaanbau in Brasilien auf's Engste zusammen. Denn über neunzig Prozent der angebauten Soja landet schließlich in Futtertrögen von Mastbetrieben. Erfahre mehr darüber, wie unsere Essgewohnheiten das Gesicht Brasiliens prägen.