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Unsere Essgewohnheiten prägen das Gesicht Brasiliens

Steakstücke liegen auf einem Grill

Wie das geht? Ganz einfach: Wir essen mehr und mehr Tiere und die müssen billiger und immer billiger hergestellt werden. Noch nie war es so einfach wie heute, Bratwurst, Döner oder Chickenwings als Mahlzeit zwischendurch zu bekommen.Die Devise lautet: Immer mehr und immer schneller. Damit die Landwirtschaft so viel „produzieren“ kann, werden massenhaft Tiere in ihre Ställe gesteckt und sie erhalten proteinreiches Futter, damit sie schneller wachsen. Mittlerweile kommt der Großteil des Fleisches in unseren Supermärkten aus solchen Mastbetrieben. Und da viele Tiere viel fressen, können wir den Futtermittelbedarf längst nicht mehr mit Futter aus Deutschland decken.

Hühner in Massentierhaltung picken Körner

Fleisch – Tier – Gensoja: Beim Futter führt die Spur nach Brasilien

Die meisten dieser Betriebe importieren billiges Soja, das sich durch seinen Proteingehalt ideal für die Tiermast eignet. Ein Großteil davon kommt aus Brasilien. Dort wird es auf gerodeten Regenwaldflächen in gigantischen Monokulturen angebaut. Pro Minute werden ungefähr drei Fußballfelder Regenwald abgeholzt, um die steigende Produktion zu sichern. Die Folge sind grüne Sojawüsten, soweit das Auge reicht.

Grüne Sojawüsten, soweit das Auge reicht

Damit die Pflanzen nicht verunkrauten und schnell wachsen, wird eine Kombination aus starken Unkrautvernichtungsmitteln und genmanipulierter Sojasaat eingesetzt. Acht von zehn Sojabohnen sind genmanipuliert. Die Veränderung der Pflanzen-DNA im Labor zielt darauf, die Sojapflanze gegen die Unkrautvernichter resistent zu machen. Alles stirbt, nur das Soja überlebt. Mittlerweile zeichnet sich aber das Ende dieses brutalen Industrieanbaus ab: Nach Jahren intensiver Gen-Soja Monokultur ist der Boden ausgelaugt und biologisch tot, die Flüsse sind vergiftet und die Farmer müssen an anderer Stelle weiterroden.

Sojaernte mit Maschinen

So landet die Gen-Soja auf unseren Tellern

Bei uns in Europa möchte kaum einer genveränderte Lebensmittel. Daher müssen Lebensmittel, wenn sie direkt verändert wurden, gekennzeichnet werden. Doch werden Tiere mit genverändertem Futter gemästet, muss dies nicht auf den Verpackungen der Lebensmittel erwähnt werden. So landet Gen-Soja schließlich über den Umweg Futtermittel als Fleisch, Milch, Käse oder Eiern aus konventioneller Landwirtschaft indirekt auf unseren Tellern. Die Umweltauswirkungen und Gesundheitsgefahren von Gen-Soja sind bisher nur unzureichend bekannt. Unabhängige Studien zeigen allerdings, dass das Herbizid Roundup Zellen schädigt, das Hormonsystem verändert, Nerven schädigt und Krebs fördert. Die Spuren von Glyphosat lassen sich schon bei den meisten von uns im Urin nachweisen.

Mensch zeigt auf Schild
Die Gen-Soja landet bei uns auf dem Teller

So wird Deutschland größer als es ist

Da die Futtermittel für unsere Tiere nicht bei uns in Deutschland angebaut werden, spricht man von „indirektem Flächenimport“. Die endlosen Felder Brasiliens können von den Einheimischen nicht für ihre Bedürfnisse genutzt werden, da sie ja für uns und unseren Fleischkonsum bewirtschaftet werden. Man schätzt, dass jede:r Deutsche nur für den eigenen Fleischkonsum im Durchschnitt indirekt etwa 1.000 Quadratmeter Fläche pro Jahr benötigt. Damit also die Fleischvorliebe für Deutschland gestillt werden kann, importieren wir mittlerweile eine Fläche von der Größe Bayerns.

Futtermittel für Tiere aus Gen-Soja zerstört Land und Kultur

Die Auswirkungen der Fleisch-Gier

Konventionelles Fleisch und tierische Produkte hängen auf's Engste mit der Massentierhaltung, dem Anbau von Soja und der Zerstörung des Regenwaldes zusammen. Die Zusammenhänge unserer Fleischgier und ihre Auswirkungen werden anhand folgender Grafik dargestellt.

Grafik Zusammenhänge unserer Fleischgier und ihre Auswirkungen

Ein:e Deutsche:r isst im Schnitt 90 Kilogramm Fleisch. Das Futter dieser Tiere ist unter anderem Soja.Der großflächige Anbau von Gen-Soja macht die Soja-Barone reich, hat aber viele negative Auswirkungen für die Menschen, Tiere und die Natur vor Ort.Das Zusammenspiel von Gensoja und giftigen Herbiziden verseucht den Boden und die Gewässer – die Folgen sind schwere Krankheiten.Der Regenwald, der für den Sojaanbau gerodet wurde, war die Heimat von den Ureinwohner:innen sowie Tieren und seltenen Pflanzen. Sie müssen weichen, verelenden oder sterben aus.

Etwas tun!

Das kannst du ändern.

Vor 50 Jahren wussten unsere Großeltern meist noch, woher ihr Festtagsbraten kam. Heutzutage ist die Lebensmittelproduktion so verstrickt und kompliziert, dass wir nicht wissen woher das Tier auf unserem Teller stammt.Iss wenig Fleisch, und wenn dann nur solches von Biobetrieben, die du persönlich kennst. Noch besser, verzichte völlig auf Fleisch und andere tierische Produkte.Eigentlich ist es auch heute noch so einfach, wie zu Großmutters Zeiten: Fleisch, Milchprodukte und Eier sollten nur sorgsam und sparsam gegessen werden. Und die Tiere sollten aus der Region stammen und im Einklang mit den Kreisläufen der Natur aufwachsen.

Solange wir weitermachen wie gewohnt, zerstören wir mit großer Geschwindigkeit die Vielfalt Brasiliens: Die Guarani-Kaiowá, seltene Vögel, Fische und Säugetierarten – sie alle werden mit Macht von der Landkarte gefegt. Sie brauchen diesen unvergleichlichen Lebensraum, mehr als wir das Soja in deutschen Futtermitteltrögen. Für die Guarani-Kaiowá ist Land mehr als nur Ernährungsgrundlage – es ist ihre Identität und Kultur.Was in Brasilien passiert, findet auf ähnliche Art und Weise natürlich auch in anderen Entwicklungs- und Schwellenländern statt. Egal ob Soja- oder Getreideanbau. Der Raubbau folgt den immer gleichen Prinzipien.